Seidel & Naumann

 

Karl Robert Bruno Naumann gründete im Jahr 1868 in Dresden eine Feinmechanikwerkstatt und begann ein Jahr später mit der Produktion von Wheeler-Wilson-Nähmaschinen. Nach finanzieller Unterstützung von Emil Seidel firmierte das Unternehmen ab 1870 als "Seidel & Naumann". Naumann war innovativ und führte 1872 die Produktion von hocharmigen Nähmaschinen nach dem Singerprinzip in Deutschland ein.

1883 erwarb Naumann ein Baugelände außerhalb der Innenstadt und baute eine große Fabrik. 1886 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Neben Nähmaschinen produzierte die Firma auch Fahrräder, Geschwindigkeitsmesser, Musikautomaten und ab 1900 Büroschreibmaschinen. Die Pläne für eigene Motorfahrzeuge wurden nach Naumanns Tod 1903 aufgegeben.

Nach Naumanns Tod 1903 führten seine Nachfolger das Unternehmen weiter. Die Firma entwickelte sich zu einem bedeutenden Großbetrieb und wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. Die 1910 eingeführte Reiseschreibmaschine "Erika" wurde weltberühmt.

Nach 1945 wurde das Unternehmen enteignet und firmierte als VEB Schreibmaschinenwerk Dresden. Unter dem Markennamen Erika wurden bis 1990 Schreibmaschinen produziert. Nach der Privatisierung 1990 wurde die Produktion eingestellt, und die Marke Erika wurde 2005 gelöscht.

Das ehemalige Schreibmaschinenwerkgebäude in der Hamburger Straße wurde 1991 erworben und diente später als Technisches Rathaus der Stadt Dresden. Nach Kontroversen über Kontaminationen zog die Stadtverwaltung 2010 aus. Ab 2015 wurde das Gebäude nach Sanierungsarbeiten als Flüchtlingsunterkunft genutzt.